Die Stadt Siegen plant auf der rund 5 Kilometer langen Strecke zwischen dem Busbahnhof Geisweid und der Innenstadt eine so genannte "Umweltspur" auf dem Straßenzug Weidenauer Straße - Hagener Straße - Sandstraße. Diese darf ausschließlich von Fahrrädern und ÖPNV befahren werden. Dafür wird ein Fahrstreifen in der gesamten Breite zu einer Radspur umgewandelt, der mit dem Zusatz "Linienverkehr frei" auch für Busse zugelassen ist. Busse können, müssen aber nicht die Umweltspur befahren. Dazu Bürgermeister Steffen Mues: "Im Zentrum steht nicht, dem Auto Fläche wegzunehmen, sondern Menschen, die vor der Entscheidung stehen, auf das Fahrrad umzusteigen, oder Berufspendler sind, ein verbessertes Wegenetz anbieten, damit gerade auf den Kurzstrecken das Auto öfters stehenbleiben kann." Nach wie vor könne man aber über eine eigene Fahrspur auch mit dem PKW die Innenstadt gut erreichen, und zwar zusätzlich zur Hüttentalstraße (HTS). "Die Umweltspur ist nicht durchgängig, sondern an das vorhandene Radwegenetz angebunden. Für uns stellt sie auch mit Blick auf die Topographie in unserer Stadt die beste Kompromisslösung für alle Verkehrsteilnehmenden im Stadtgebiet dar."
Rund 3.000 Quadratmeter Fläche (etwa in Einmündungsbereichen, wo Autofahrer die Spur wechseln) werden rot markiert. Auf 4,5 Kilometer Länge werden ein "durchgehender Breitstrich" und Piktogramme aufgetragen, außerdem wurde die Beschilderung des Radwegenetzes aktualisiert. Der Rat der Stadt Siegen hatte die Einrichtung der Umweltspur in seiner Sitzung am 21. Juni des vergangenen Jahres beschlossen.
Ist das jeweilige Teilstück der Umweltspur markiert, kann es direkt von Radfahrern und ÖPNV befahren werden. Abhängig von der Witterung sollen die gesamten Markierungsarbeiten bis Mitte Juni abgeschlossen und die Umweltspur zwischen Geisweid und Siegen somit nutzbar sein. Die Gesamtkosten liegen bei rund 310.000 Euro. "Unser Ziel ist, auf diesem Weg den Umweltverbund aus Rad- und Fußverkehr wie den ÖPNV zu stärken", so Stadtbaurat Henrik Schumann. "Die Weidenauer Straße, die Hagener Straße und die Sandstraße bilden die Hauptachse, damit Radfahrerinnen und Radfahrer ihre Ziele vor Ort schnell und sicher erreichen können, auch für den ÖPNV soll sich die verkehrliche Situation verbessern." Für die Planung wurde ein digitales Verkehrsmodell genutzt, mit dem simuliert wurde, wie sich der Verkehr ändert, wenn Straßen anders konzipiert werden.
Bei den bestehenden Radwegen wie unter der HTS ist beispielsweise in den Spitzenmonaten im Sommer die Kapazitätsgrenze erreicht. Vor allem durch die weiter steigenden Zahlen der E-Bikes komme es immer wieder zu Beschwerden und Konflikten zwischen Radfahrern und Fußgängern, so Benjamin Hinkel, Leiter der Straßen- und Verkehrsabteilung. Aktuell liegt der Anteil des Radverkehrs bei 3,9 Prozent - Ziel ist es, diesen auf 6,3 Prozent erhöhen. In die Planung einbezogen wurden neben der Politik Polizei und ADFC, der Zweckverband Personennahverkehr Westfalen-Süd (ZWS) und die Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd (VWS).
Mehr Fahrrad, weniger Auto
Gesetzliche Grundlage ist das Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz des Landes NRW, das unter anderem den Radverkehr verbessern will, indem es alle Formen der Mobilität als gleichwertig ansieht. Wie das Klimaschutzteilkonzept Mobilität der Stadt Siegen bereits 2021 vorsah, soll der Marktanteil (sogenannter "Modal Split") der umweltfreundlichen Verkehrsmittel bis 2030 bei 31,7 Prozent Fuß- und Radverkehr bzw. ÖPNV verglichen mit dem motorisierten Individualverkehr liegen. Dieser prognostizierte Anteil soll nun sogar noch übertroffen werden, wenn eine ausreichend gute Infrastruktur vorhanden ist.
Verlauf der Umweltspur
Sind die Markierungs- und Beschilderungsarbeiten abgeschlossen, dann geht es von Siegen nach Geisweid vom Kölner Tor aus in die Friedrichstraße und links in die Emilienstraße. Wer von dort rechts in die Sandstraße abbiegt, ist auf dem ersten Teilstück der neuen Umweltspur und kann über die Hagener Straße weiterfahren. Anschließend geht es rechts in die Gießereistraße (diese wird als Fahrradstraße ausgewiesen) über den Bahnübergang in der Samuel-Frank-Straße und auf die Weidenauer Straße bis zum HTS-Anschluss in Geisweid. Hier wechseln Fahrräder dann auf den Radweg unter die HTS und können dort bis zum ZOB Geisweid weiterfahren.
Auch die Gegenrichtung nach Siegen startet am Geisweider ZOB. Hier überqueren Radfahrende zunächst die Geisweider Straße über die dortige Fußgängerampel und nutzen den Radweg unter der HTS bis zur HTS-Anschlussstelle Geisweid. Dort wechseln sie auf die neue Umweltspur auf der Weidenauer Straße und fahren bis zur Hagener Straße weiter. Anschließend geht es rechts durch die Porschestraße und den Sieghütter Hauptweg. Von dort folgt ein weiterer Teil der Umweltspur auf der Sandstraße bis zur Abzweigung Mühlenstraße.
Hier wird es eine Übergangslösung geben, bis die Ampel auf der Sandstraße (Höhe Heeserstraße) zirka 2025 umgebaut ist: Über den Mühlengraben und durch die Heeserstraße geht es dann auf die aktuell bereits eingerichtete Bus-Rad-Spur auf der Sandstraße weiter in Richtung Kölner Tor über die Koblenzer Straße, die aktuell im Zuge einer Baumaßnahme auch mit Radstreifen versehen wird, in Richtung Kochs Ecke.